BERICHT EXPERTENTELEFON „Osteoporose“ am 05.02.2015

Sicher und gut versorgt bei Osteoporose

Experten raten zu Sturzprävention und konsequenter Behandlung

(djd). Osteoporose, auch Knochenschwund genannt, ist eine ernstzunehmende Erkrankung. Schmerzen, Größenverlust und vor allem Knochenbrüche schon bei geringem Anlass mindern die Lebensqualität erheblich und können bis zur Pflegebedürftigkeit führen. Eine gute Vorbeugung und die konsequente Behandlung im Krankheitsfall sind daher sehr wichtig für den Erhalt der Selbstständigkeit im Alter. Wer besonders gefährdet ist, wie man den richtigen Arzt findet und welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt, erklärten vier Experten unseren Lesern am Telefon.

Osteoporose ist ein weit verbreitetes Problem, und zwar – wenn auch mit gewissen Unterschieden – bei beiden Geschlechtern. „Osteoporose ist keine Frauenkrankheit, sondern eine Volkskrankheit, von der auch Männer betroffen sein können“, stellte Dr. med. Ulla Stumpf hierzu klar. „In der großen BEST-Studie 2013 konnte gezeigt werden, dass in Deutschland 5,3 Millionen Frauen und 1,1 Millionen Männer betroffen sind. Der Anteil der männlichen Patienten ist dabei mit Sicherheit unterdiagnostiziert.“

Diagnose durch den Facharzt

Wer Risikofaktoren wie Rauchen, Untergewicht, eine genetische Vorbelastung oder einen Kalzium- und Vitamin-D-Mangel aufweist, oft unter Rückenschmerzen leidet oder sogar schon einen Knochenbruch hatte, sollte einen Arzt aufsuchen – am besten gleich einen Osteoporose-Fachmann, wie Dr. med. Hermann Schwarz riet: „Der Dachverband der wissenschaftlichen Gesellschaften für Osteologie (DVO) hat bisher etwa 1.500 Ärzte zu Osteoporose-Spezialisten ausgebildet, die man an der Bezeichnung ,Osteologe DVO‘ erkennt.“ Habe der Osteologe eine Osteoporose diagnostiziert, werde er einen individuellen Behandlungsplan erstellen, der meist aus den drei Basissäulen Kalzium, Vitamin D und Sport bestehe. Bei Bedarf würden auch effektiv wirkende Medikamente verschrieben, etwa Bisphosphonate, Strontiumranelat oder Präparate mit östrogenartiger Wirkung. „Ein weiteres Medikament muss nur alle halbe Jahre unter die Haut gespritzt werden“, so der Facharzt.

Gezielte Bewegung als Therapiebaustein

Wichtig bei der Vorbeugung und Behandlung von Osteoporose ist regelmäßige Bewegung. Für das Training empfiehlt Dr. med. Joachim Cassens vor allem zyklische Sportarten – also Sportarten mit sich ständig wiederholenden Bewegungsmustern – wie Nordic Walking und Bergwandern, darüber hinaus gezieltes Muskeltraining mit leichten Widerständen sowie Koordinationsübungen. „Gut ist ebenfalls ein Training auf dem Galileo, einem speziellen Fitnessgerät, das gerade in der Behandlung der Osteoporose sehr sinnvoll ist“ ergänzte er. Dr. Stumpf riet außerdem dazu, sich einer speziellen Osteoporose-Sportgruppe anzuschließen: „Diese werden zum Beispiel von Selbsthilfegruppen oder Osteologischen Schwerpunktzentren (DVO) angeboten und von ausgebildeten Physiotherapeuten geleitet.“ Aber auch lokale Sportvereine könnten eine gute Alternative sein. Wichtig sei es, die in der Gruppe oder beim Physiotherapeuten erlernten Übungen auch regelmäßig zuhause durchzuführen.

Stürze vermeiden

Ein ausreichender Trainingszustand ist laut Dr. med. Ulrich Deuß auch von Vorteil, um gefährliche Stürze und daraus resultierende Knochenbrüche zu vermeiden. Gerade bei Glätte, Nässe und Dunkelheit fürchten sich viele Betroffene vor Unfällen. Zur Vorbeugung gibt der Arzt außerdem folgende Tipps: „Zunächst ist es wichtig, Schuhe mit rutschfester Sohle zu tragen, bei Schnee und Eis auch mit Spikes. Nehmen Sie sich Zeit für ihren Weg und konzentrieren Sie sich auf ihre Schritte. Ein ausreichender Vitamin-D-Spiegel trägt ebenfalls zu einer guten Muskelfunktion bei. Außerdem sollte der Hausarzt sturzfördernde Medikamente wie Schlafmittel oder Psychopharmaka auf ihre Notwendigkeit überprüfen.“


INFOKASTEN

Weitere Informationen im Internet

Informationen zum Thema Osteoporose finden Betroffene online unter osteoporose.de und ratgeberzentrale.de, ebenso unter osteoporose.org. Adressen von Fachärzten (Osteologen) gibt es unter dv-osteologie.de.

Am Telefon saßen:

Dr. med. Joachim Cassens, Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie, DVO Osteologe, Arzt für Sportmedizin, Marburger Medizinisches Versorgungszentrum.

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Dr. med. Ulrich Deuß, niedergelassener Arzt für Innere Medizin und Endokrinologie, Köln.

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Dr. med. Hermann Schwarz, niedergelassener Orthopäde und Schmerztherapeut, Osteologe (DVO), Freudenstadt.

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Dr. med. Ulla Stumpf, Fachärztin für Orthopädie und Unfallchirurgie, Osteologin (DVO), Leitung Spezialsprechstunde für Osteoporose und Alterstraumatologie, Klinik für Allgemeine, Unfall-, Hand- und Plastische Chirurgie, Klinikum der Universität München.

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Quelle: djd deutsche journalisten dienste GmbH & Co. KG,
Gesundheitsthemen